Wer noch nach einem Vorsatz für die heurige Fastenzeit sucht, dem empfiehlt der Linzer Moraltheologe Michael Rosenberger eine Fokussierung auf einen nachhaltigen Lebensstil. Ein solcher Lebensstil bestehe in drei Grundhaltungen, erklärt Rosenberger im Interview mit der Wiener Kirchenzeitung "Der Sonntag":
"Der Mensch als Erdling weiß, dass er nicht über den Dingen schwebt, sondern Teil der Schöpfung ist. Als solcher muss er bescheiden sein und in Verbundenheit mit der ganzen Schöpfung leben."
Aus diesen Grundhaltungen folge zugleich eine "Schöpfungsspiritualität", die sich zur Maßhaltung verpflichtet weiß; dies jedoch nicht mit der Intention, den Genuss zu reduzieren, so der Theologe, sondern um auch anderen Lebewesen "Raum und Ressourcen" zu geben. Insofern zeichne die christliche Schöpfungsspiritualität ein "weiter Horizont" aus, der Nachhaltigkeit nicht auf ein "gutes Leben" reduziert: "Wir wollen ein gutes Miteinander des Menschen und der nicht-menschlichen Schöpfung anzielen", erklärt Rosenberger.
Nachhaltigkeit baue auf dem Dreieck Ökonomie, Sozialem und Ökologie auf. Die drei Elemente stehen in einer Verbindung, bei der keine Seite vernachlässigt werden dürfe. Nachhaltig lebe eine Gesellschaft demnach, wenn die Entnahme von Ressourcen ihre natürliche Verfügbarkeit nicht übersteigt, die Emissionen und Abfälle die Abbaukapazitäten der Umwelt nicht übertreten und die Produktivität der Natur durch menschliche Eingriffe nicht zu stark herabgesetzt wird. Als Vorbild für einen schöpfungsnahen Lebensstil könne etwa der Heilige Franz von Assisi dienen.
Michael Rosenberger lehrt Moraltheologie an der Katholisch-Theologischen Privatuniversität Linz (KTU). Als Vorsitzender der Arbeitsgruppe zur Erforschung der Mensch-Tier-Beziehung beschäftigt er sich u.a. mit Umwelt- und Tierethik.
Linz, 20.2.2015
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